Brettener Lehrkräfte besuchen Dublin und Belfast
Frieden ist nicht selbstverständlich und kein Selbstzweck
Zehn Lehrkräfte der Beruflichen Schulen Bretten (BSB) haben in den Herbstferien im Rahmen des von der EU kofinanzierten Erasmus-Programms die irischen Städte Dublin und Belfast besucht. Auf der Agenda standen neben pädagogisch begleiteten Exkursionen zu geschichtlichen und kulturellen Sehenswürdigkeiten vor allem auch Begegnungen mit ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten aus dem Bildungs- und Kulturwesen. Dabei wurden vor allen Dingen das Verständnis für die Geschichte Irlands und die interkulturelle Kommunikationskompetenz gestärkt.
Marc Larsen von der gastgebenden Organisation „Internships Ireland“ hieß die Lehrerdelegation am Flughafen Dublin willkommen. In der Hauptstadt war der Terminkalender der Brettener gut gefüllt. Bereits am ersten Tag ging es nach einer Stippvisite beim Campus des Trinity Colleges in die Dubliner Docklands zum irischen Migrationsmuseum. In der Ausstellung wurde vor allem interaktiv verdeutlicht, welche Gründe dazu geführt haben, dass Millionen Menschen Irland verlassen und wie sie die Welt politisch, kulturell und menschlich verändert haben.
Am „National College of Ireland“ gab Dozent Dermot Bradfield ertragreiche Einblicke in die Struktur des irischen Schulsystems. So haben die Bildungsabschlüsse auf der grünen Insel von der Grundschule bis zum Hochschulabschluss zehn Niveaustufen, die durchlaufen werden können. Besonders spannend war ein Überblick Bradfields über seine Methoden des „Classroom Managements“ bei Gruppenaufträgen: Grüne, gelbe und rote Punkte dienen bei Scharniersitzungen beispielsweise als Kontroll- und Motivationssystem. Interessant auch sein Umgang mit K.I. basierten Schülerergebnissen: Exemplarisch vorgestellte Online-Werkzeuge entlarven jeden Betrugsversuch. Die Teilnehmer aus Bretten diskutierten abschließend sehr engagiert die Transfermöglichkeiten auf die eigene Unterrichtspraxis.
Persönliche Begegnungen mit irischen Musikern und der lebendigen Musikkultur waren durchweg von der mitreißenden Mentalität geprägt, hinter deren Fassade aber auch nachdenkliche Töne durchklingen. Auch hier wurde die Sprachkompetenz der Teilnehmer ganz praktisch vertieft.
In Belfast stand eine sehr bewegende Begegnung mit Menschen an, die an den Friedensmauern leben. Diese bis zu acht Meter hohen Barrieren trennen seit dem Nordirlandkonflikt nach wie vor die Wohngebiete von Republikanern und Unionisten. An einer dieser „Peace Walls“ konnten die Brettener Lehrerinnen und Lehrer eine Friedensbotschaft und ihre Unterschriften hinterlassen. Ein Guide erklärte, seit dem Brexit sei das Friedensabkommen von 1998 in Nordirland wieder gefährdet, da durch die Zollgrenze neue Spannungen, Unzufriedenheit und Unsicherheiten geschürt werden würden. Bei der Heimreise war jedem Teilnehmer klar, dass Frieden nicht selbstverständlich und kein Selbstzweck ist. Er ist die Grundlage für ein gutes Miteinander. In den Straßen, Städten und Ländern innerhalb und außerhalb der Europäischen Union.

