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Volkstrauertag: Ist das nicht ein alter Zopf?

BSB bei Brettener Gedenkstunde

Nicole Roeder-Schön bei Ihrer Rede am RednerpultBei der diesjährigen Gedenkstunde der Stadt Bretten zum Volkstrauertag erinnerten die Beruflichen Schulen Bretten (BSB) an die Opfer von Krieg, Gewalt und Flucht – und daran, dass dieses Erinnern alles andere als ein „alter Zopf“ ist. Schulleiterin Nicole Roeder-Schön stellte zu Beginn die Frage, „was ein Volkstrauertag überhaupt noch mit uns zu tun hat“. Manche hielten ihn für überholt, doch sie beantwortete diese Zweifel „mit Überzeugung: Ja – er ist wichtig, zeitgemäß und notwendig“.

Roeder-Schön verwies darauf, dass auf dem Gelände der heutigen Schule nach dem Zweiten Weltkrieg ein Barackenlager für Heimatvertriebene stand – ein Ort, an dem viele Menschen zum ersten Mal Zuflucht fanden. Heute seien an gleicher Stelle mit dem Schulgebäude auch ein Platz, an dem Geflüchtete unterrichtet würden, „nicht nur aus der Ukraine, sondern aus vielen Krisengebieten der Welt“.

Angesichts des Angriffskriegs gegen die Ukraine und zahlreicher weltweiter Konflikte sei es umso wichtiger, ein Zeichen für den Frieden zu setzen. Experten sprächen inzwischen sogar von einem „kalten Frieden in Europa“, zitierte die Schulleiterin.

Gemeinsam mit ihrer Lehrerin Nina Bayrle hatten Schülerinnen und Schüler der Klasse 2BKFR2 kurze Gedanken zum Thema Frieden ausgewählt und vorgetragen. Ein Satz daraus – „Frieden ist nicht die Abwesenheit von Konflikten, sondern die Fähigkeit, Konflikte friedlich zu lösen“ – diente Roeder-Schön als zentrales Motiv ihrer Rede.

In ihrer Ansprache warnte sie vor der Illusion, man könne Konflikte durch Abschottung lösen. Sie erinnerte an vergangene und bestehende Trennlinien: den Eisernen Vorhang, die Berliner Mauer, die Pufferzone in Nikosia oder die Teilung in Mitrovica im Kosovo. Selbst in Belfast besuchten Kolleginnen und Kollegen der BSB vor wenigen Wochen noch die sogenannten Peace Walls. „Kann man durch Zäune und Mauern Konflikte wirklich beständig lösen? Ich glaube nicht“, sagte sie. Frieden sei erst möglich, wenn auch „in den Köpfen keine Mauern“ mehr stünden.

Roeder-Schön griff zudem Stimmen junger Menschen auf, die sich offen gegen eine Wiedereinführung der Wehrpflicht aussprechen. So warnte ein Schüler, der Wehrdienst werde teils wie ein Abenteuer dargestellt, „obwohl es dabei um Menschen und um Waffen geht“. Andere Schüler fassten es in einem SWR-Beitrag prägnant zusammen: „Kein Werben fürs Sterben“. Kriegstreiber, so die Schulleiterin, seien „mit sich selbst nicht im Reinen“ – wirklicher Frieden beginne im Inneren. Deshalb rief sie dazu auf, Konflikte im Alltag, in Schule und Kommune mit „gewaltfreier Kommunikation und ohne Mauern in unseren Köpfen“ zu lösen

BSB Schüler tragen GedenkskranzIm Anschluss sprach Oberbürgermeister Nico Morast das Totengedenken. Gemeinsam mit der anwesenden Schulklasse legte er zwei Kränze am Mahnmal nieder. Er dankte allen Beteiligten und betonte, der Volkstrauertag sei nicht nur ein Tag des Gedenkens, sondern auch „ein Tag der Hoffnung“, da im ganzen Land Menschen gemeinsam Erinnerungsstunden gestalteten. Für den würdigen musikalischen Rahmen sorgte die Stadtkapelle Bretten, die vertretungsweise von Wolfgang Wagner dirigiert wurde.

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